(Siehe den Artikel in der Oberhessische Presse Marburg vom 17.07.2019)
Es gibt nicht nur den globalen Klimawandel, es gibt auch ein uns Menschen direkt beeinflussendes lokales Klima!
Darin begründet sich hessenweit die Forderung von Bürgerinnen und Bürgern, ihre Naherholungswälder zu erhalten und die Errichtung von Windenergieanlagen in den Wäldern zu verhindern.
Der Wald, so wie wir ihn heute kennen, ist menschengemacht und erst wenn die Bäume so zahlreich sind und so dicht stehen, dass sich ein typisches Waldinnenklima entwickelt, sprechen wir von Wald.
Ca. 42,3% der Fläche von Hessen sind Waldflächen = ca. 894.200 ha.
Im Waldbericht 2017 der Bundesregierung werden die Ziele folgendermaßen zusammengefasst: „Übergeordnete Vision ist es, …. Die Wälder sollen die erforderlichen Rohstoffe bereitstellen, vielfältige Lebensräume für Flora und Fauna bieten, ihre Schutzfunktionen erfüllen und zur Erholung einladen. Die Naturnähe, Stabilität und Vielfalt der Wälder in Deutschland sollen deutlich zunehmen.“
Die Landesregierung Hessen will aber, vollkommen konträr zu den Zielen im Waldbericht 2017 der Bundesregierung, von den bis 2050 geplanten ca. 2.600 WEA in Hessen,
ca. 75% = 1.950 WEA in unseren Naherholungswäldern errichten.
Was passiert dadurch in diesen Wäldern und mit dem lokalen Klima?
Je geplanter WEA, einschl. Erschließungsfläche, würden ca. 1,2 -1,5 ha Wald gerodet. Dies ergäbe für die 1.950 WEA i.M. ca. 2.635 ha zu rodende Waldflächen in Hessen! (Zum Vergleich: Im Hambacher Forst sollten 100 ha gerodet werden!)
Durch die Vernichtung von 2.400 ha Waldflächen werden in den Wäldern ca.:
300.000.000 Kubikmeter/Lebenszeit Bäume weniger Grundwasser gebildet,
158.000 Tonnen/Jahr weniger Ruß und Staub aus der Atmosphäre gefiltert,
97.000 Tonnen/Jahr weniger Sauerstoff freigesetzt und
50.000 Tonnen/Jahr weniger CO2 gebunden.
Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass, um den ökologischen Wert von nur einer hundert-jährigen Buche im Waldgebiet vollwertig zu ersetzen, etwa 500 junge Bäume auf einer Fläche von etwa einem halben Fußballfeld = 5.400qm gepflanzt werden müssten.
So wertvoll ist ein einziger ausgewachsener Laubbaum im Wald für Mensch und Umwelt.
Die Betreiber von WEA müssen gem. Bauordnung für die Rodungsmaßnahmen entsprechende Ausgleichsmaßnahmen schaffen, die so aber nicht von der Genehmigungsbehörde gefordert werden und die Ausgleichsmaßnahmen stellen dadurch auch keinen adäquaten ökologischen Ausgleich dar, und der notwendige ökologische Wert der gerodeten Bäume (Klimawandel) geht uns dabei komplett verloren.
Auch die Ziele der Landesregierung für 2050, den Eichenanteil um 1% auf 13% und den Buchenanteil von 31 auf 37% zu erhöhen, werden damit ad absurdum geführt.
Durch die Rodungsflächen mitten in den Wäldern wird sich auch das Waldinnenklima zu ungunsten der Fauna und Flora auswirken. Der Wald wird sich bei den Rodungsflächen zusätzlich zu der Erderwärmung, durch die direkte Sonneneinstrahlung auf den Waldboden, noch mehr aufheizen und den bereits ablaufenden Prozess des Arten- und Baumsterbens im Wald wesentlich beschleunigen und so zu einem Klimanotstand in diesen Wäldern führen!
Auch die BI „Energiewende ja! Aber bitte mit Sinn und Verstand“ – Keine Windkraftanlagen zwischen Bortshausen, Ronhausen, Wolfshausen – wendet sich daher gegen die Errichtung von Windenergieanlagen in ihrem Naherholungswald.
Das Waldinnenklima sowie das Lokalklima und der Lebensraum tausender Menschen, die an diesen Naherholungswäldern leben, würde daher schon allein durch diese ca. 2.635 ha Rodungsmaßnahmen massiv verschlechtert, ohne Berücksichtigung der negativen gesundheitlichen Auswirkungen durch die WEA selbst:
So wird sich um jede WEA eine Schallpegelfläche mit einem Radius von mindestens 1.000 Metern einstellen. Dieser Schallpegel, der an den Geräuschpegel eines Hubschraubers erinnert, durchdringt das gesamte Umfeld.
Mitunter wird dieser akustische Effekt durch den Schlagschatten der kreisenden Rotorblätter auch noch optisch verstärkt. Bei den heutigen WEA, mit einer Anlagenhöhe von 240 Metern, werden am Mast etwa 104 db und am Rand eines Umkreises von 1.000 Metern noch bis zu 50 – 55 db Schallbildung erreicht. In einem Naherholungswald erwartet man normales Blätterrauschen, das mit etwa 20-25 db auftritt.
Daher ist für die betroffenen Menschen, die diese Naherholungswälder nutzen, nicht allein die Rodungsfläche einer einzelnen WEA als Störfeld anzusehen, sondern die gesamte durch die direkte Schallausbreitung betroffene Fläche – und diese umfasst 314 ha pro Windkraftanlage!
Hierdurch sind dann ca. 428.600 ha Waldfläche betroffen (Überlagerungen mit ca. 30% bereits abgezogen!).
Diese Waldflächen sind als Naherholungsflächen verloren = ca. 48% der Gesamtwaldflächen in Hessen!
Da kann und muss man doch froh sein, dass die Freitagskinder „Fridays for Future“ sich für unser Klima und den Erhalt unserer Wälder einsetzen und kann sie nur in ihrem Tun weiter unterstützen!
Wie aus der Grafik der gepl. WEA im Naherholungswald der Gemeinden Argenstein, Ronhausen, Bortshausen, Ebsdorf, Hachborn, Erbenhausen, Hassenhausen, Bellnhausen, Roth und Wolfshausen zu ersehen ist, wird so der gesamte Naherholungswald durch die WEA völlig zerstört. Eine Nutzung dieses Waldes zur Naherholung durch die Menschen der angrenzenden Ortschaften ist dann nicht mehr möglich.
Selbst die Betreiber der WE-Anlagen weisen mit Warnschildern darauf hin, dass dieser Wald nur noch zu bestimmten Zeiten und auf eigene Gefahr genutzt werden darf und in einzelnen Waldbereichen gar nicht mehr.
Warum ist der Naherholungswald für uns Menschen so wichtig?
Unsere Wohnquartiere sind heute so vielen Geräuschquellen ausgesetzt, dass wir selbst dort nicht mehr die Ruhe finden, die unser Körper dringend zur Regeneration braucht.
Uns Menschen gibt der Wald mit seiner Stille, seinen Wander-, Rad- und Reitwegen Gelegenheit zum Gemeinschaftsleben, auch zur Besinnung – eben Naherholung.
In Japan ist das „Shinrinyoku“, das „Baden im Wald“, sogar Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung, eben „Waldmedizin“.
Aufenthalte im Wald können gegen Diabetes, Bluthochdruck und Stress helfen.
Waldluft einzuatmen stärkt die körpereigenen Zellen, jene Helferlein, die auch unsere Abwehrkräfte aktivieren und steigern. Der Wald hat zudem einen positiven Einfluss auf die Psyche, was sich – etwa anhand des Stresshormons Cortisol im Blut – auch messen lässt. Er beruhigt.
Bäume kommunizieren miteinander über Duftstoffe, die Terpene, und diese können auch uns gut tun. Jeder, der bewusst in einen Wald hineingeht, empfindet dies so.
Wo und wie werden wir, die Anwohner der Naherholungswälder, nach einer Errichtung von WEA, dann unsere Regeneration finden?
Wir werden dann nicht mehr zu Fuß in unseren Naherholungswald gehen können, sondern wir müssen uns ins Auto setzen und zu unseren geschützten Naturschutz-Gebieten – den FFH und Natura 2000–Gebieten, sowie den Bannwäldern fahren, denn nur da können wir dann noch die Wälder, die Natur in ihrer ursprünglichsten Form, in Ruhe erleben, genießen und uns erholen.
Was für ein Irrsinn (Herr Al-Wazir) !
Es wird dann zwar etwas lebhafter in den Naturschutzgebieten werden, aber es ist immer noch besser sich mit vielen Menschen zusammen zu erholen, als sich alleine, in einem Wald mit WEA, den gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Windräder auszusetzen und gestresster aus dem Wald heraus zu kommen als man hinein gegangen ist!
Unsere Wälder nutzen nicht nur dem globalem KLIMA, sondern sie beeinflussen im Wesentlichen unser lokales Klima und ermöglichen dadurch Artenvielfalt und wertvolle Naherholung für tausende von Menschen und erhalten uns auch so unsere Gesundheit.
Deshalb sollten unsere Wälder ohne die geringste Einschränkung erhalten werden!
Industrieanlagen wie WEA sollten nur in Gewerbegebieten ausgewiesen werden, wo sie, wie andere „Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten sind, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebensgrundlagen nicht gefährdet werden“ (HBO 2018 §3)!
Industrieanlagen wie Windenergieanlagen (WEA) gehören nicht in
unsere Wälder!